Ende-zu-Ende Festpreisprojekte: Wie Agilität in klassischen Strukturen gelingt

Hintergrundartikel vom 25-Nov-2024

In der Welt der Festpreisprojekte (Anlagenbau, Medizintechnik, ...) gelten klare Spielregeln. Ein Projekt beginnt mit einem präzise definierten Vertrag, durchläuft mehrere Phasen und wird schlussendlich mit der Übergabe des Endprodukts abgeschlossen. Zahlungspläne sind häufig vertraglich an Meilensteine gebunden. Doch wie verschafft man sich genügend Agilität & Flexibilität, ohne die klassischen Strukturen über Bord zu werfen? 

 

Worum geht es beim Wunsch nach Agilität und Flexibilität?

Viele Projekte leiden unter ineffizienten Abläufen, insbesondere bei:

1. Unvorhersehbare Änderungen

Gerade bei umfangreichen Projekten treten oft Anforderungen auf, die ursprünglich nicht berücksichtigt wurden. Diese führen zu Verzögerungen, Kostensteigerungen oder starren Nachverhandlungen. Änderungen werden langwierig, weil das Umfeld z.B. Nachverhandlungen scheut, die schwierige Abstimmungen mit sich führen.

2. Ineffiziente Kommunikationsstrukturen

Klassische Prozesse setzen stark auf dokumentationsbasierte Kommunikation. Entscheidungen dauern länger, und wichtige Themen können zwischen den Stühlen landen.

3. Fehlende Einbindung von Feedback

Zwischen den Meilensteinen fehlt oft der Raum für iterative Verbesserungen. Dies führt dazu, dass Probleme erst spät erkannt werden, wenn Anpassungen kostspielig sind.

Mal Hand aufs Herz: wie schnell träumt man hier von Agilität? Aber braucht man dazu SCRUM? Oder geht es z.B. eher darum, die Verträge geschickter zu gestalten und einen besseren Rahmen zu schaffen. Oder andersherum: SCRUM kann das Problem nicht lösen, wenn der Vertrag Hürden in den Nachverhandlungen auferlegt.

Was bedeutet das?

Auch mit klassischem Projektmanagement und guten Strukturen kann man die notwendige Flexibilität erreichen.

Und es bleibt die Frage: Wo kann Agilität z.B. in Form von SCRUM helfen?

SCRUM in der Implementierungsphase: Flexibilität ohne Kontrollverlust

Eine pragmatische Lösung liegt darin, agile Methoden wie SCRUM gezielt in die Implementierungsphase zu integrieren, ohne die bewährten klassischen Strukturen aufzugeben.

Wie funktioniert das?

1. Klassischer Rahmen bleibt erhalten

Das Projekt wird weiterhin in Phasen mit festen Gates und klaren Meilensteinen geplant und gesteuert. SCRUM wird nur dort eingesetzt, wo es den meisten Mehrwert bringt: in der Implementierung.

2. Iterative Abläufe innerhalb der Phasen

In der Implementierungsphase können SCRUM-Sprints eingeführt werden, um schnelle Ergebnisse und kontinuierliches Feedback zu ermöglichen. Diese Ergebnisse werden dann an den klassischen Phasenansatz angedockt.

3. Gezielte Einbindung des Kunden

Agile Methoden fördern regelmäßige Reviews und enge Zusammenarbeit, wodurch Kundenwünsche frühzeitig adressiert werden können - ohne den Gesamtplan zu gefährden.

Was bedeutet das?

Dieser Ansatz erlaubt es, die Flexibilität von SCRUM gezielt zu nutzen, ohne die Kontrollmechanismen des klassischen Projektmanagements zu verlieren.

Fazit: Agilität als Werkzeug, nicht als Ideologie

Agilität wird oft als revolutionärer Ansatz präsentiert. Doch für Festpreisprojekte mit Ende-zu-Ende-Charakter ist sie vor allem eines: ein Werkzeug, das dort eingesetzt wird, wo es Sinn ergibt.

Planung bleibt klassisch

Die Struktur des Projekts bleibt unverändert - vom Angebot bis zur finalen Abnahme.

Umsetzung wird agiler

Dynamische und flexible Ansätze finden gezielt Platz in Phasen, die eine iterative Herangehensweise zulassen.

Festpreisprojekte brauchen keine radikale Veränderung. Sie profitieren von einer durchdachten Kombination der besten Elemente aus beiden Welten.

Was bedeutet das?

Der Erfolg liegt in der Balance: präzise Vorgaben einhalten und gleichzeitig flexibel bleiben, um auf neue Anforderungen reagieren zu können.

Die Frage ist also nicht, ob Agilität und klassische Methoden vereinbar sind, sondern wie sie so kombiniert werden können, dass sie einen klaren Mehrwert schaffen.

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